10 Fragen an Bastian Ulrich,

... dem Leiter der Geschäftsstelle visitBerlin Convention Partner. Die ZAV-Künstlervermittlung ist einer der Partner. Was genau es damit auf sich hat, erfahrt Ihr in diesem Interview.

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Lieber Bastian Ulrich,

1. Wer genau sind die visitBerlin Convention Partner?

Wir sind ein Netzwerk- und Interessenverband, der die gesamte Gewerke-Landschaft der MICE Industrie darstellt. Dazu gehören zum Beispiel Agenturen, Caterer, Locations und Entertainment. Gemeinsam mit dem visitBerlin Berlin Convention Office fördern und entwickeln wir den Veranstaltungs-Standort Berlin. visitBerlin ist das offizielle Tourismus Portal der Stadt Berlin. Wir möchten, dass die Leute gerne nach Berlin kommen. Mit uns bekommen sie alle wichtigen Ansprechpartner für die Umsetzung ihrer Veranstaltungen – wir stehen für gebündelte Expertise in diesem Bereich.

2. Und was bietet ihr Euren Mitgliedern?

Unsere Mitglieder bekommen einen kostenfreien Eintrag im Meeting Guide, dem Online Portal des visitBerlin Berlin Convention Office. Außerdem führen wir regelmäßig Veranstaltungen durch. Die zwei wichtigsten Formate sind das Quaterly und der Expert Day - exklusiv unseren Mitgliedern vorbehalten findet hier Netzwerken auf hohem Niveau statt. Man lernt die richtigen Leute kennen und kommt durchaus auch mal an neue Aufträge. Mit Entscheidungsträgern wie Geschäftsführern und Abteilungsleitern kann man hier über Kooperationen sprechen und sich fachlich austauschen. Es kommt auch vor, dass besonders große Aufträge gemeinsam abgewickelt werden.

3. Spielt der Konkurrenzgedanke keine Rolle?

Wir haben einen Ehrenkodex, der beispielsweise direktes Unterbieten unter Mitgliedern oder Ausnutzung von Informationen aus dem Verband heraus untersagt. Natürlich pitchen auch mal Mitglieder um einen größeren Auftrag gegeneinander, tun das aber immer mit lauteren Mitteln. Man kennt sich und tauscht sich untereinander aus. Es geht um gegenseitiges Geben und Nehmen und nicht: Ich gucke was der andere macht und klaue seine Ideen.

4. Worum geht es inhaltlich bei den Veranstaltungen?

Der Expert Day findet 4 Mal im Jahr statt und informiert umfassend über ein für die Branche relevantes Thema. Ein Beispiel aus dem Jahr 2018 war der Expert-Day zum Veranstaltungssicherheit: Haftung, Fluchtwege, operative Umsetzung, Versicherungen etc. Höhepunkt war eine realistisch umgesetzte Übung für einen Katastropheneinsatz- mit richtigen Schauspielern und einem Ablauf, der im Ernstfall tödlich geendet hätte. Aber der Lerneffekt war definitiv da! Bei unserem Quaterly treffen sich die einzelnen Säulen zunächst separat, um wichtige Themen zu besprechen. Zum Beispiel haben die Caterer gerade eine Arbeitsgruppe zum Thema Ausbildungsverbund gebildet und sind damit auch im Gespräch mit der IHK. In der Ausbildung mangelt es häufig an Praxis. Mehr Praktika in unterschiedlichen Bereichen könnten da Abhilfe schaffen. Darum geht es ja auch bei einem Verband: Interessen zu bündeln und diese gemeinsam nach außen zu vertreten.

5. Kannst Du noch mehr Beispiele für gemeinsame Interessen nennen?

Parkraumbewirtschaftung wäre ein weiteres Beispiel- gerade bei zentralen Locations braucht man ein Parkplatzkontingent für seine Gäste oder die beteiligten Gewerke. Oder das Wegeleitsystem der Stadt. Bei jeder großen Sportveranstaltung wird auf digitalen Anzeigetafeln gebeten, weiträumig zu umfahren. Das brauchen wir auch bei großen Kongressen. Dann gibt es ein neues Tourismuskonzept, das der Senat geschaffen hat. Als Verband liefern wir dem Senat Expertise, um bei relevanten Projekten und Strategien auch die Interessen der MICE-Branche abgedeckt zu sehen, die ebenso relevanter Bestandteil eines Tourismuskonzeptes sein müssen, wie die Förderung tourististischer Attraktionen.

6. Erkennst Du Mentalitätsunterschiede zwischen den Säulen? Gibt es den exemplarischen Eventagenturmenschen oder den typischen Gastronom?

So ein bißchen schon! Man kann Stereotypen ausmachen. Gastroleute feiern gern, die sieht man häufig fröhlich mit einem Glas in der Hand. Agenturleute sind für Abläufe verantwortlich und haben etwas mehr Businessattitude. Techniker sind eher die „Hinter den Kulissen“ Typen. Grundsätzliche aber sind bei uns sehr viele individuelle Menschen. Und allgemein könnte man sagen, dass wir ein zwar seriöser, aber über alle Säulen hinweg sehr lustiger Haufen sind. Schließlich sorgen wir ja dafür, dass es Leuten gut geht, mit schönen Veranstaltungen, professionellen Inhalten und tollen Rahmenprogrammen.

7. Apropos Rahmenprogramme: Wie wichtig ist Live-Entertainment für die Branche?

Gäste sollen sich wohlfühlen. Veranstaltungen wie Pharmakongresse, Psychologenkongresse etc. sind im Grunde Fortbildungsveranstaltungen, teils auch Pflichtveranstaltungen. Da sorgt ein schönes Rahmenprogramm für Entspannung und willkommene Unterhaltung und macht die Veranstaltung für die Teilnehmer attraktiver.

8. Die Stadt Berlin verzeichnet in den letzten Jahren ein ordentliches Wachstum im Bereich Conventions, das wir in dieser Form nicht bei unseren Künstlerbuchungen wiederfinden. Woran könnte das liegen?

Es gibt das große Damoklesschwert der Compliance. Künstler machen eine Veranstaltung natürlich teurer und tragen bei Kongressen und Konferenzen nicht zum Kern der Veranstaltung bei. Da geht es um Weiterbildung und fachlichen Austausch. Früher hat unter anderem die Pharmabranche sehr viel Geld ausgegeben. Vor einigen Jahren wurde von der Ärztekammer der sogenannte Pharmakodex geschaffen, der recht streng reglementiert, was bei einem Ärztekongress ausgegeben werden darf. 5 Sterne Hotels zum Beispiel werden ausgeschlossen- daraufhin haben viele Häuser auf 4 Sterne Superior herabgestuft. Mancher erinnert sich vielleicht auch noch an die Incentive Reisen nach Ungarn, die zum Skandal wurden. Solche Ereignisse waren ausschlaggebend für neue, stark verschärfte Compliance Richtlinien in fast allen Branchen.Der zweite Punkt könnte sein, dass eher die Größe als die Anzahl der Veranstaltungen zugenommen hat. Wenn ich eine Veranstaltung mit 20 000 Besuchern nach Berlin hole, die vorher in Hamburg stattgefunden hat, generiert das natürlich ein ordentliches Wachstum für die Stadt. Aber fraglich ist, wie viele Künstler dann für dieses eine Event gebucht werden. Da wären hundert kleine Veranstaltungen günstiger.

9. Was sind im Moment die wichtigsten Themen im Eventbereich?

Nachhaltigkeit ist ein starkes Thema: Es werden Durchführungen von Events teilweise nicht mehr am Budget entschieden sondern an der Frage: Können wir das durchführen mit Blick auf die Größe des CO2 Fingerabdrucks den wir dabei hinterlassen? Entsprechend findet dann eine Veranstaltung nicht zentral in Köln oder Berlin statt, sondern regional verteilt, um die Umwelt möglichst wenig zu belasten. Es wird papierlos eingeladen, für Informationen gibt es Apps statt Kataloge. Wir selbst entwickeln gerade einen Sustainability Index, eine Art Zertifizierung für green sustainable events. Digitalisierung geht damit teilweise einher, ist aber darüber hinaus ein eigener wichtiger Bereich. Viele Events haben eigenes Apps, auf der alle Teilnehmer, die das möchten, zu finden sind. Hierüber kann kommuniziert werden, man kann sehen, wer da ist und mit wem man sich treffen möchte- und sich direkt verabreden. Bei Vorträgen können über eine App Fragen gestellt und vom Moderator zugeschaltet werden, wenn sie adäquat sind. Kommunikation über neue Medien ist ein spannendes Thema und macht Veranstaltungen zeitgemäß und attraktiv.

10. Wer soll auf jeden Fall noch Mitglied bei Euch werden?

Wir freuen uns über jedes Mitglied. Natürlich helfen uns prestigeträchtige Partner wie z.B. die Messe Berlin weiter. Die sind ja zum Glück bereits dabei. Schaut man sich die Mitgliederliste an, dann macht man schon einen großen Teil der wichtigen Player der Stadt aus. Aber jede Stimme zählt und jedes Mitglied ist uns lieb und teuer. Gemeinsam entfalten wir unsere Stärke für einander und für Berlin!

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