"Wir sind Dreigestirn" - Prinzenproklamation in Köln

Im Gespräch mit dem Kölner Dreigestirn 2020

Buchungen von Künstlerinnen und Künstlern in den Karneval machen einen erheblichen Teil der Vermittlungen an unserem Kölner Standort aus. Am Freitagabend wurde das Kölner Dreigestirn 2020 feierlich von der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker proklamiert. Die ZAV-Künstlervermittlung hat einen spannenden Einblick in die Welt rund um die drei höchsten Repräsentanten des Kölner Karnevals erhalten.

Nach 35 Jahren stellt das „Reiter-Korps Jan von Werth“ von 1925 e. V. mit Christian Krath (57), Frank Breuer (48) und Ralf Schumacher (52) in der kommenden Session zum dritten Mal in seiner Geschichte das Kölner Dreigestirn. Drei Sympathieträger, für die mit der Darstellung der drei höchsten Repräsentanten des Kölner Karnevals ein Lebenstraum in Erfüllung geht. Alle Drei sind Vollblutkarnevalisten, die ihr Vereinsleben bei den „Fidelen Kölschen“, der „KG-Thorr“ und der „KG Onjekauchde“ gestartet haben, bis sie schließlich Jan von Werther wurden. Zusätzlich engagieren sie sich im Verein „Ävver met Jeföhl.“ Schon jetzt berichten die Drei voller Vorfreude auf die Session, von ihren Wünschen, Erwartungen und Erlebnissen als Trifolium der Stadt Köln.

Vor etwa zwei Jahren nahm die Idee, sich um das Amt des Dreigestirns zu bewerben, konkrete Formen an. Was mit beiläufig fallen gelassenen Bemerkungen zwischen Christian und Frank begann, nahm schließlich mehr und mehr Gestalt an, als mit Ralf, genannt „Schumi“, die mögliche Jungfrau gefunden war. Mehr als eine knappe halbe Stunde Bedenkzeit benötigte „Schumi“, nach Rücksprache mit seiner Familie, nicht für seine Zusage. Nicht minder spontan wurde auch die Besetzung der anderen beiden Figuren entschieden. Hierüber bedurfte es keiner Diskussion. „Den Frank kann ich mir jetzt schlecht als Jungfrau vorstellen. Mich daneben als Bauer noch weniger. Frank ist ja förmlich errin jeschosse, in dat Ornat“, erzählt Prinz Christian lachend. Nach der Findungsphase war Frank schließlich derjenige, der den entscheidenden Impuls gegeben hat, den Hut in den Ring zu werfen. Ohnehin war für ihn schon nach der Darstellung des Bauern in Bergheim Thorr 2005 und des Traditionspaares „Jan und Griet“ mit seiner Partnerin Sandra im Jahre 2013 klar: „Da muss noch was kommen!“

„Das ist der Höhepunkt meines Lebens!“

Nachdem die Drei sich innerhalb der Gesellschaft im Vorstand besprochen hatten, war es ihnen vor allen Dingen ein Anliegen, das diesjährige „Jan und Griet“ Paar über ihre geplante Bewerbung ins Bild zu setzen. Dirk und Jackie Kenntner haben sofort klargemacht, dass sie zu 100 Prozent hinter den Dreien stehen, ebenso wie das gesamte Korps. Mit Abgabe der persönlichen Bewerbung beim Festkomitee, über die lediglich der engste Familienkreis Bescheid wusste, nahm das Auswahlverfahren schließlich seinen Lauf. Neben persönlichen Gesprächen galt es auch eine Reihe von Aufgaben zu durchlaufen, um sich gegen eine Vielzahl von Mitbewerbern durchzusetzen. Vergleichbar mit einer Art Assessment-Center, an dessen Ende tatsächlich der Tag stand, an dem sie durch das Festkomitee mitgeteilt bekommen haben: „Ihr seid es geworden!“  

Diesen Tag beschreibt das designierte Dreigestirn als unfassbar bewegend und kaum zu begreifen. „Dass wir Drei jetzt gemeinsam diesen Traum leben dürfen, ist für mich noch immer nicht zu glauben“, erklärt Jungfrau Ralf. Aus Verbundenheit zu seinem Korps und Respekt vor den „Jan und Griet“ Paaren der letzten Jahre, wird er sich als „Jungfrau Griet“ präsentieren. Und auch Prinz Christian gibt gerne zu: „Das ist mein Lebenstraum, den ich jetzt leben darf. Auch in der Mitte zu stehen, war immer mein Traum. Ich wollte immer Prinz Karneval sein. Das ist der Höhepunkt meines Lebens!“ Bauer Frank bekommt heute noch Gänsehaut, wenn er an den Tag zurückdenkt. Er erklärt auch, dass sie nicht über das konkrete Datum sprechen dürfen, an dem sie diese wunderschöne Nachricht erhalten haben. Nur so viel: „Es ist leider ein relativ langer Zeitraum, in dem man den Mund halten muss!“

Ab dem Zeitpunkt ihrer Nominierung begann für das Trifolium eine herausfordernde Zeit. Innerlich voller Freude, mit dem Wunsch der ganzen Welt erzählen zu wollen, dass sie Prinz, Bauer oder Jungfrau sind, hieß es stattdessen, Ausreden zu erfinden, warum man sich bei Freunden oder Korpskameraden nicht mehr blicken ließ. Denn im Hintergrund lief derweil bereits die Maschinerie an, die hinter den drei höchsten Repräsentanten des Kölner Karnevals steckt. Erste Vorbereitungen starteten, um den Jecken ab Januar 2020 ein Top Bühnenprogramm abliefern zu können. Dass das Festkomitee absolutes Stillschweigen verlangt, trägt für Prinz Christian dazu bei, dass der Mythos rund um das Dreigestirn erhalten bleibt. Er findet es richtig und gut, dass so ein Spannungsbogen erzeugt wird. „Du wirst mit Vermutungen konfrontiert, jeder versucht was raus zu bekommen, das wurde nachher immer interessanter.

Das letzte Wort hat die Oberbürgermeisterin

Als ganz besonderes Erlebnis haben Christian, Frank und Ralf auch den sogenannten Nickabend mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker empfunden. Die Drei, ihre Familien und der Vorstand des Festkomitees konnten Henriette Reker an diesem Abend von einer ganz privaten Seite kennen lernen. Sie hat schlussendlich das letzte Wort und muss ihre Zustimmung traditionellerweise durch Kopfnicken für die Besetzung des Dreigestirns erteilen. Bevor dies geschah, stellte auch sie viele Fragen und gab dem zukünftigen Dreigestirn schließlich gute Wünsche und Worte mit auf den Weg. Insbesondere folgende Botschaft klingt für Bauer Frank noch nach: „Das was wir glauben, was uns erwartet, sollen wir mal 100 nehmen, dann wären wir ungefähr da. Wir sollen eine ordentliche Portion Respekt und Ehrfurcht mitbringen und die Zeit genießen“.

Respekt und Ehrfurcht vor dem Amt ist für die Drei ein ganz wichtiger Aspekt. Sie möchten vor allen Dingen mit ihrer volksnahen Art die Herzen der Menschen erreichen. Auf keinen Fall möchten sie überheblich rüberkommen. „Wir sind Drei bodenständige Jungs aus dem Leben und wollen zusammen mit den Jecken Fastelovend fiere. Wir werden gerne in unsere Rollen schlüpfen aber wir wollen uns dabei treu bleiben. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Denn es ist nun mal das höchste Amt, das man im Karneval bekleiden kann und wir sind das Aushängeschild der Stadt Köln“, hält Bauer Frank fest. Prinz Christian ergänzt: „Ich habe das Herz auf der Zunge und die Tränen in den Augen.“ Er ist sich sicher: „Je weniger wir uns in unseren Ämtern verändern, desto einfacher wird es nach der Zeit auch wieder ins normale Leben zurück zu finden“. Bauer Frank: „Wir werden nach der Session das Hamburger Modell fahren. Werden erst mal zusammen in den Urlaub reisen“. Anschließend wollen sie wieder in den Alltag einsteigen.

Training der Nackenmuskulatur für Bauer und Jungfrau

Doch bevor über das Ende nachgedacht wird, gilt es jetzt erst einmal sich auf ca. 400 bevorstehende Bühnenauftritte vorzubereiten. Eine besondere Herausforderung stellt dies für Jungfrau Ralf dar. Schließlich läuft er seit 52 Jahren als Mann durchs Leben und wird nun auf vielen Bühnen der Stadt und darüber hinaus „ihre Lieblichkeit“ verkörpern. Die ersten Anproben im Ornat haben bereits stattgefunden. Um sich mit der Rolle identifizieren zu können wird Ralf sich außerdem entsprechende Gestik und Mimik antrainieren. „Bisher habe ich noch nie im langen Kleid und geschminkt auf der Bühne gestanden“, erzählt er lachend.

Was konkret in der Session auf sie zukommt, wissen die Drei im Detail noch nicht. Bisher haben sie einen beispielhaften Ablaufplan vom 11.11. zu sehen bekommen. 14 Auftritte, minutiös durchgeplant. Damit das alles reibungslos klappt, haben die Drei das Festkomitee im Rücken. Von Pressegesprächen über Bühnentraining, Stimm- bzw. Gesangstraining, Tanz- und Kameratraining, bis hin zu Training für die Nackenmuskulatur für Bauer und Jungfrau, die schwere Kopfbedeckungen zu tragen haben, wird den Dreien alles durch das Festkomitee zur Verfügung gestellt. In zahlreichen WhatsApp Gruppen können sie zu jeder Zeit Fragen stellen und werden bestens betreut. Insgesamt beschreiben die Drei die Zusammenarbeit mit dem Festkomitee als freundschaftliches Miteinander, wofür sie sehr dankbar sind. Besonders freuen sie sich darüber, dass das Festkomitee auch auf Sonderwünsche eingeht. „Unser Wunsch, den Einzug in die Hofburg an einem Sonntagnachmittag mit Fackelzug abzuhalten, hat überzeugt und traf sofort auf Begeisterung“, berichtet Bauer Frank.

7 Wochen Männer-WG

In der Hofburg werden die Drei offiziellen Regenten über das närrische Volk 7 Wochen in einer Männer-WG leben. Wenn der Auftrittsplan es zulässt dürften sie auch mal nach Hause. Eine komplette Etage wird das Dreigestirn mit seiner Entourage bewohnen. In Absprache mit dem Festkomitee dürften auch die Frauen zu Besuch kommen. In einem Raum allerdings haben lediglich das Dreigestirn, Adjutanten, Prinzenführer, Hoffriseur und Equipe Zutritt. Selbst der Präsident des Festkomitees kommt nur nach Anmeldung dort hinein, erklärt Bauer Frank. „Und wenn der sich ankündigt, heißt das in der Regel nichts Gutes.“ Die Drei erhalten eine Rundumversorgung um sich in der Session voll und ganz auf ihre Rollen und die Begegnungen mit dem närrischen Volk konzentrieren zu können. Schon jetzt nehmen sie Termine wahr, um möglichst viel mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Denn während der Session wird der eng getaktete Auftrittsplan häufig nicht mehr als eine kurze Umarmung oder ein Zuwinken zulassen. Viele gute Wünsche für die kommende Zeit nehmen sie aus diesen Gesprächen mit. „Der Karneval hat auch eine Verpflichtung. Nämlich den Menschen Freude zu bringen. Und das heißt nicht nur „Alaaf“ zu rufen. Wir möchten von unserem Glück, von unserer Freude etwas zurückgeben. Das halten wir für wichtig“, ergänzt Prinz Christian. Jungfrau Ralf sieht besonders all den kleineren Auftritten mit Freude entgegen. „Das werden sehr emotionale Momente werden“, ist er sich sicher. Kindergärten, Schulen, Senioreneinrichtungen und Kinderkliniken wird das Dreigestirn besuchen. „Überall da, wo es den Menschen nicht so gut geht“. Und deshalb legt auch Prinz Christian besonderes Augenmerk auf all die kleineren und caritativen Termine. Zum Beispiel Besuche in der Herzklinik oder in der Katholischen Gesamtschule Kapitelstraße, auf dessen Schulhof auch die Pressekonferenz zur Vorstellung des Trifoliums abgehalten wurde.    

Dreigestirn und Traditionspaar „Jan und Griet“ stehen Seite an Seite

Schließlich freuen sie sich auch ganz besonders auf die eigenen Veranstaltungen bei ihrer Reiterfamilie. Bauer Frank: „Dass wir als Jan von Werther jetzt das Dreigestirn stellen dürfen, macht uns stolz“. Als Vorsitzender und Korpskommandant ist es ihm ein besonderes Anliegen, mit ihrer Regentschaft auch das Traditionspaar „Jan und Griet“ zu unterstützen. „Wir haben mit unserem Traditionspaar ja schon ein großes Aushängeschild in Köln. Aber leider stellen wir fest, dass dies von den Kölnern*innen noch nicht so wahrgenommen wird, wie wir uns das wünschen. Auch in diesem Punkt wollen die Drei in dieser Session ihren Beitrag leisten. „Schließlich haben die beiden sich auch unheimlich für uns gefreut und haben sich nicht zurückgezogen, aus Sorge, sie könnten durch uns ins Hintertreffen geraten“. Gerade deshalb möchten die Drei ihrem „Jan und Griet“ Paar schöne Momente bescheren. Für die Würdigung des Traditionspaares hat Bauer Frank als Vorsitzender schon eine Menge bewegt, erklärt Prinz Christian. Denn er hat die Proklamation in der Kölner Flora ins Leben gerufen und darüber hinaus auch viel für den Gesamtverein getan, beispielsweise indem er das neue Sitzungsformat „Hinger d´r Britz“ installiert hat, das in Köln einmalig ist. Jungfrau Ralf ergänzt: „Wir machen es ja nicht nur für uns. Wir machen es auch für unseren Verein!“ Ohne ihre Reiterfamilie wäre das nicht möglich. Das Korps steht geschlossen hinter ihnen.

Ganz besonders war das beim Sommerfest zu spüren, auf dem sie Ihrer Gesellschaft im Karnevalsmuseum als designiertes Dreigestirn vorgestellt wurden. Die drei hatten den Wunsch, dass sie nach der Vorstellung des „Jan und Griet“ Paares nicht wie üblich durch den Präsidenten des Festkomitees Christoph Kuckelkorn vorgestellt werden, sondern durch den amtierenden Jan. Diesem Wunsch wurde entsprochen, was sie als große Wertschätzung durch das Festkomitee empfunden haben. So wollten die Drei demonstrieren, dass sie als Dreigestirn mit ihrem „Jan und Griet“ Paar zusammenstehen. Die vielen offenen, ehrlichen Umarmungen und Glückwünsche, die die Drei im Anschluss an ihre Vorstellung entgegennehmen durften, waren überwältigend. Prinz Christian: „Es war einfach schön. Ich liege manchmal zu Hause im Bett und denke darüber nach wie schön das war. Da kommen mir die Tränen.“ Nach den Ausführungen von Christian, Frank und Ralf wird deutlich, warum Festkomiteepräsident Christoph Kuckelkorn die Drei als lustige und emotionale Truppe beschreibt. Man darf sich freuen auf ein Dreigestirn, das mit viel Herz und Spaß an der Freud den Kölner Karneval verkörpern wird.