Der Berufsverband Intimitätskoordination und Kampfchoreographie spricht über seine Arbeit

Die ZAV-Künstlervermittlung im Gespräch mit Franzy Deutscher, Julia Effertz und Florian Federl vom Berufsverband Intimitätskoordination und Kampfchoreographie e.V. (BIK).

Bild v.l.n.r. Franzy Deutscher, Julia Effertz und Florian Federl vom Berufsverband Intimitätskoordination und Kampfchoreographie e.V. (BIK) v.l.n.r. Franzy Deutscher, Julia Effertz und Florian Federl vom Berufsverband Intimitätskoordination und Kampfchoreographie e.V. (BIK)

Wie sind Sie selbst zur Intimitätskoordination gekommen?

Julia Efferz (JE): ich bin von Hause aus Schauspielerin und habe mich schon immer sehr für körperliches Spielen und Bewegungsarbeit interessiert, bin selber Kampfsportlerin und Tänzerin. 2018 lernte ich beim Filmfestival in Cannes das erste Mal Intimacy Coordination kennen, damals im Kontext des Skandals um den ehemaligen Filmproduzenten Weinstein. Mir leuchtete diese Arbeit sofort ein und ich wollte die Techniken für mich und meine Schauspielarbeit lernen, aber auch Veränderung in die deutsche Branche tragen und die Abläufe bei uns verändern und sicherer machen. Gesagt, getan: 2019 flog ich nach London für meine Ausbildung, die ich 2021 mit der amerikanischen IPA abschloss.

Florian Federl (FF): Für mich war es eine logische Fortsetzung meiner vorherigen Laufbahn. Von 2003-2007 habe ich Schauspiel studiert und danach hauptsächlich an verschiedenen Theatern gearbeitet und, wenn es möglich war, auch gedreht. 2011 durfte ich meine erste Kampfchoreographie machen. Irgendwann stellte sich mir die Frage, wie man Szenen erarbeiten kann, die sowohl einen gewalttätigen als auch einen intimen Anteil haben. Das beinhaltet natürlich auch Szenen mit nicht einvernehmlichen Inhalten. Auch die wollte ich gerne sicher, professionell und gut unterstützen können. Schnell kam ich über Freunde in Großbritannien und den USA auf den in Deutschland noch beinahe völlig unbekannten Beruf der Intimitätskoordination.

Franzy Deutscher (FD): Ich bin studierte Theaterwissenschaftlerin, Kampfchoreografin und Dozentin für Bewegung und Kampf an verschiedenen Hochschulen. Seit über 10 Jahren begegne ich dem Thema szenische Intimität auf der Bühne wie im Hochschulleben. Als Vorsitzende des Bundesverbands für Intimitätskoordination und Kampfchoreographie (BIK) ist aus dem anfänglich technischen Interesse am “wie” der Intimitätskoordination ein politisches Interesse geworden. Ich verstehe diese Arbeitsschutz- und Kreativposition als demokratischen Akt, der dazu beitragen kann, Diskriminierung, Machthierarchien und Gewalt in den darstellenden Künsten einzudämmen.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um im Bereich der Intimitätskoordination arbeiten zu können? Welche Arten von Ausbildungen gibt es? Sind die Ausbildungen (Curricula) einheitlich? An wen richten sich die Ausbildungen, bzw. wer gehört zur idealen Zielgruppe?

JE: man sollte erfahrene:r Branchenpraktiker:in sein mit ausgewiesenen Kenntnissen in körperlichem bzw. choreografischem Arbeiten. Man muss wissen wie Körper sich im Raum verhalten, was wie welchen Effekt erzielt und wie man körperliche Abläufe für die Kamera bzw. für die Bühne gestaltet. Auch eine Gelassenheit gehört dazu: es braucht Menschenkenntnis und eine ruhige Hand, in diesem sensiblen Arbeitsbereich die Abläufe gut zu gestalten.

FD: Im Moment gibt es hauptsächlich Ausbildungen in Großbritannien und den USA. Vor kurzem wurden die ersten Ausbildungen in Skandinavien und Italien bekannt gegeben. Auch in Deutschland hat es bereits eine Ausbildung gegeben. Die Ausbildungen sind nicht einheitlich, sondern werden von den einzelnen Organisationen gestaltet. Wichtig ist es auf jeden Fall zu bedenken, dass es große Unterschiede sowohl in der Wahrnehmung von Intimität als auch kulturell und juristisch gibt.

FF: Für eine Ausbildung zur Intimtätskoordination empfiehlt sich unbedingt Vorwissen und praktische Erfahrung im Bereich Bühne und/oder Fernsehen. Außerdem Wissen über Biomechanik und Schauspiel als Grundlagen für die Arbeit mit szenischer Intimität. Die Ausbildungen richten sich größtenteils an Menschen, die bereits Erfahrung in der Branche gesammelt haben. Sie eignen sich nicht für Berufsanfänger:innen.

Egal welche Ausbildung man sich aussucht, man sollte sich vorher bewusst werden, was dieser Beruf beinhaltet, zum Beispiel dass Büroarbeit den größten Anteil der Intimitätskoordination stellt. Auch sollte man sich fragen, warum man Intimitätskoordinator:in sein möchte. Eine Intimitätskoordination hat sehr viel Verantwortung für die Schauspieler:innen, den Ablauf der Proben und Drehs und die Kommunikation zwischen allen Beteiligten. Die Position der IK ist im deutschsprachigen Raum noch nicht überall gleich angesehen und willkommen. Wie in jedem Kulturwandelprozess, so braucht es auch bei dieser Kreativposition Zeit, bis sie sich nachhaltig durchgesetzt hat.

Was kostet es, Sie oder Ihre Kolleg:innen zu engagieren?

FD: Als BIK setzten wir uns für angemessene Honoraruntergrenzen ein. Diese sind bei uns auf der Webseite einsehbar. Die Verantwortung, die ein:e Intimitätskoordinator:in als Abteilungsleiter:in trägt sollte sich in der Höhe der Gage wiederspiegeln. Die Arbeit der Intimitätskoordination erschöpft sich nicht in der Koordination einer Szene mit intimem Inhalt.

FF: Genau, sie erfordert eine umfangreiche Vorarbeit, Gespräche mit Cast und Crew, das Erstellen von Probenprotokollen und Szenenvereinbarungen über intime Inhalte und Nacktheit. Intimitätskoordination ist nicht eine rein kreative Position, sondern auch eine wesentliche Arbeitsschutzmaßnahme. Entsprechend verfassen wir Szene für Szene Risikoanalysen und erarbeiten Gefährdungsanalysen für jede Produktion und jeden intimen Inhalt neu. Dass was dann schließlich gedreht oder auf der Bühne zu sehen ist, ist nur die Spitze des Eisbergs einer umfassenden und sorgfältigen Vorarbeit. Wir können also nicht an den Gagen eines Stimmcoaches oder Schauspielcoaches gemessen werden.

JE: Die Intimitätskoordination ist eine hochspezialisierte Nischen-Position die in etwa mit der Stuntkoordination vergleichbar ist. Sie ist ein Head of Department, also eine Abteilungsleitung, die Tätigkeiten sind umfassend und gehen über den eigentlichen Drehtag hinaus. Es gibt innerhalb der IC-Community Standardgagen sowie Gagenuntergrenzen; für Deutschland hat der BIK eine entsprechende Gagentabelle herausgegeben.

Stichwort Zukunftsszenarien: wie stellen Sie sich die Arbeits- und Ausbildungssituation in 5 Jahren vor? Wird es Intimitätskoordinator:innen noch brauchen oder hat sich das Verständnis konsensualen Arbeitens so sehr in der Ausbildung von Schauspielenden bzw. Regisseur:innen etc. niedergeschlagen, dass es Koordinator:innen nicht mehr braucht?

FF: Als Berufsverband sind wir mit vielen Hochschulen, Theaterhäusern und Spielstätten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Polen vernetzt und bieten regelmäßig Grundlagenseminare zur szenischen Arbeit mit simulierter Intimität und konsensuellem Arbeiten in der kreativen Praxis an. Das heißt, wir unterstützen die Ermächtigung aller Parteien für ein sichereres künstlerisches Arbeiten, so dass sie bis zu einem gewissen Grad eigenständiger mit intimen Inhalten arbeiten können. Ich hoffe erstmal auf eine größere Selbstverständlichkeit für den Einsatz von IKs, wenn es um intime Inhalte geht. Um ein größeres Verständnis für diese Inhalte zu ermöglichen, haben wir auf unserer Website eine Checkliste mit möglichen intimen Inhalten zur Verfügung. Wir erhoffen uns durch diese Aufklärungsarbeit ein breiteres Wissen bei Entscheidungsträger:innen zu generieren, wann eine IK als Unterstützung gebucht werden sollte. Was sich dann hoffentlich auch auf eine sinnvolle und ausreichende Budgetierung durch die Geldgeber:innen auswirkt.

FD: Ich hoffe auf Kenntnis der Werkzeuge für konsensuales Arbeiten bei Regie und Performer:innen, um Arbeitsabläufe reibungsloser und produktiver zu gestalten. Das breitere Wissen um diese Tools auf allen Ebenen der darstellenden Künste - von der Ausbildung bis zur Postproduktion, führt dann hoffentlich zu weniger Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen in der Zukunft.      

Das ist eine kulturelle Notwendigkeit, die die Position der IK nicht anficht. Die IK ist eine dritte Person im Raum, die dem Machtungleichgewicht in der künstlerischen Arbeit entgegenwirkt. Um diesen Punkt obsolet zu machen, bräuchten wir einen Paradigmenwandel in der gesamten Struktur der Branche.

FF: IKs wird es, meiner Meinung nach, immer brauchen, da wir nicht “nur” einvernehmliches Arbeiten fördern, sondern auch konkrete organisatorische und choreographische Werkzeuge mitbringen, um szenische Intimität gemeinsam zu erarbeiten.

JE: Um sowohl die Sicherheit als auch die Qualität beim Umsetzen intimer Szenen zu gewährleisten sollte die Intimitätskoordination in 5 Jahren eine Standardposition bei Produktionen sein. Diese doppelte Sicherung von Grenzen und künstlerischer Qualität sollte keine Regie jemals alleine verantworten müssen, die Position kann dies schlicht nicht, denn keine Regie hat die choreografischen und szenenspezfischen Kenntnisse, um Intimität zu inszenieren - das ist auch beim Stunt nicht der Fall und sollte es auch nicht sein - noch kann die Regie ihre Machtposition in der Form neutralisieren, daß das Überschreiten von persönlichen Grenzen bei Spielenden ausgeschlossen werden kann. Es wird hier immer eine neutrale Drittpartei brauchen, die größtmögliche Sicherheit einzieht, und die zudem die choreografischen und bewegungstechnischen Aspekte der Szene umsetzt.

Sind die Intimitätskoordinator:innen vertraglich abgesichert durch die Produktionsfirma und steht in den Regieverträgen, dass Sie und Ihre Kolleg:innen in bestimmten Szenen ein Mitspracherecht oder “Recht” zur Probe haben? Wie ist das geregelt?

JE: Nein, wir tragen selber Verantwortung für unsere Versicherung, da wir nicht angestellt, sondern freiberuflich agieren. Ich selber bestehe auf eine Probe bei intimen Szenen, bei denen aufgrund der von mir erstellten Gefährdungsbeurteilung eine Probe als Arbeitsschutzmaßnahme angezeigt ist. Hier kommt es auf die Szene und ihr Risiko an: eine Kuss-Szene ist etwas anderes als eine Szene, in der sexualisierte Gewalt inszeniert wird. Hier kommt es auf das Gefährdungslevel an, aber prinzipiell gilt das, was für jede schauspielerische Arbeit gilt: Proben sind immer ein Gewinn. Wenn die Produktion bei einer Hochrisiko-Szene, die eine Probe braucht, entscheidet, keine Probe durchzuführen (aus zeitlichen oder budgetären Gründen), dann muss ich als IK klar sagen, daß ich ohne eine Probe weder für die Sicherheit persönlicher Grenzen noch für die Qualität der Szene garantieren kann.

Was meinen Sie mit vertraglich abgesichert?

FF: Da es, meines Wissens nach, bisher keine gesetzliche Verpflichtung zum Engagement einer IK gibt, haben wir leider auch keinen Anspruch auf Proben oder Ähnliches. Derzeit wären wir grundsätzlich froh, wenn es für jede Produktion einen Vertrag gäbe, der den genauen Umfang unserer Arbeit festlegt. Als IK helfen wir, die künstlerische Vision der Beteiligten einvernehmlich umzusetzen. Hierfür folgen wir festgelegten Richtlinien und Abläufen, die allerdings auf Produktionsseite nicht immer klar sind.

FD: Hier gilt es noch einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten. Beispielsweise ist der BIK derzeit mit den großen Berufs- und Interessenverbänden dabei, gültige Richtlinien für den Einsatz und Umgang mit szenischer Intimität zu erarbeiten. Hier werden dann ganz konkret Arbeitsabläufe, Inhalte, Rechte und Pflichten beschrieben, die für alle Beteiligten gelten.

 Welche Schauspiel-Bühnenproduktionen haben Sie als Intimitätskoordinatorin begleitet? Gab es Feedback von den Beteiligten?

JE: Bis heute habe ich über 50 Produktionen koordiniert, vom Krimi hin zum Arthouse-Film, über Streaming-Serien hin zu Theaterproduktionen in der Großstadt, aber auch Hochschul- und Diplomfilme, ebenso zahlreiche Workshops, Vorträge und Schulungen für Branchenverbände, Filmhochschulen, Regiestudierende etc. Unsere Arbeit ist in der Regel projektbezogen, Feedback immer willkommen und wichtig, da unser Beruf neu ist und sich stetig weiterentwickelt.

Gibt es „Schattenseiten“? Was passiert, wenn es in der konkreten Arbeit keinen Konsens gibt? Steigt man aus? Kippt die Produktion? Wer entscheidet? Stichwort Verantwortung: Steht das Individuum im Fokus oder die Sache?   

JE: Die IK ist eine verantwortungsvolle Arbeit in einem sensiblen Arbeitsbereich mit realem psychosomatischen Verletzungsrisiko. Man muss als IK auch seine eigenen Grenzen kennen, sie setzen und für sich selber Fürsorge tragen, Abstand nehmen von der Arbeit. Schattenseiten in dem Sinne würde ich es nicht nennen, aber es ist eine Herausforderung, Probenzeit zu setzen. Man muss zudem für sich selber abwägen ob man für eine Produktion tätig werden möchte, die die Intimitätskoordination nicht als Mehrwert und als wünschenswert ansieht - das passiert selten und man sollte in den ersten Vorgesprächen gut abklären, ob die IK überhaupt gewollt wird. In der eigentlichen Arbeit ist Konsens finden und setzen m.E. nicht schwierig, solange wir unsere Arbeitsprozesse umsetzen können und von der Produktion dabei unterstützt werden.

Haben die Intimitätskoordinator:innen „Macht“ über die Regie. Was ist, wenn der Regisseur in einer Bettszene freie Improvisation möchte. Und die Schauspieler stimmen zu? Oder zugespitzt: Wie löst man eine Situation, in der die Regie eine intimitätskoordinierte, geprobte Szene aus ästhetischen Gründen klar ablehnt. Stichwort: „Hier muss frei improvisiert werden!“

JE: Als Schauspielerin liebe ich Improvisation. Sie ist ein fantastisches Werkzeug für bestimmte Momente in der Probenarbeit, ich schätze sie sehr. Bei Hochrisikoszenen mit realem Verletzungsrisiko wie einem Kampf oder einer Sex-Szene kann ich nur von Improvisation abraten: sie bringt künstlerisch nichts, im schlimmsten Fall werden Menschen verletzt und geschädigt. Es ist möglich, im Bereich der Intimität mit Impro zu arbeiten, aber hier müssen bestimmte Parameter vorher gesetzt und vereinbart werden, damit es sicher ist und inhaltlich etwas bringen soll. Beim Dreh selber kann ich nur abraten, denn wir haben schlicht die Zeit nicht für Impro. In diesem Fall braucht es auch keine Intimitätskoordination, denn wenn eh alles “frei improvisiert” werden soll, wo ist da der Sinn und Zweck einer Intimitätskoordination? Es ist so als würde man eine Stuntkoordination bezahlen um dann aber beim Dreh zu sagen: “wir improvisieren den Stunt”. Es ist schlicht Geldverschwendung. Es ist bisher noch nie vorgekommen, daß die Regie eine gearbeitete Szene verwirft, denn dafür holt man sich ja die IK und wir haben die Szene ja ausführlich besprochen, analysiert, designt - es wäre befremdlich und unlogisch, wenn dann alles, was man bis dato gearbeitet hat, plötzlich über den Haufen geworfen wird. Nein, ich habe keine Macht. Ich kann aufgrund meiner Kompetenz Empfehlungen aussprechen, ich kann Machtgefälle abmildern und mich ggfs. schützend vor Schauspielenden stellen und dafür sorgen, dass ihre persönlichen Grenzen gewahrt sind. Ich kann Machtmissbrauch ansprechen, wenn ich Zeuge bin, und muss diesen an den Arbeitgeber melden.

Inwieweit ist das Thema Intimacy Coordination in den Ausbildungsstätten (Schauspielschulen, aber auch in der Ausbildung von Tänzer:innen und Sänger:innen) angekommen?

FD: Ausbildungsstätten treten vermehrt auf uns als Verband und unsere Expert:innen heran, um ein grundlegendes Wissen über die Werkzeuge der IK zu vermitteln. Bisher geschieht dies in Impulsvorträgen und mehrstündigen Workshops. Eine Einbindung in das Curriculum wäre unserer Meinung nach sehr wichtig. In NRW soll es bald eine erste Professur für IK geben.

JE: Wichtig ist, dass diese Arbeit in den Curricula der späteren Machtpositionen Pflicht wird: Studierende in den Fächern Produktion, Drehbuch, Regie. Auch Schauspielstudierende sollten dies lernen. Ich unterrichte immer wieder Workshops an den Hochschulen und hoffe, dass auch dies in ein paar Jahren fester Bestandteil der Ausbildungen sein wird.

Gibt es Berührungspunkte oder Überlappungen in der Arbeit von „Themis“, der Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt (am Theater) e.V. und Intimitätskoordinator:innen?

FF: Aus meiner Erfahrung sorgt die Anwesenheit einer IK für einen bewussteren Umgang der Anwesenden mit dem Thema, was an einem Arbeitsplatz angemessen ist und was nicht. Wir unterstützen die Arbeit der Themis vollkommen und begrüßen sehr ihren Einsatz. Es bleibt darauf hinzuweisen, dass jeder Mensch, der:die Zeug:in sexueller oder anderer Belästigung wird, zum Schutz der Opfer und zur Aufklärung beitragen sollte.

Gibt es weitere Verbände, aus denen heraus Intimitätskoordinator:innen arbeiten? Welche parallelen Strukturen gibt es?

JE: im deutschsprachigen Raum den BIK, in Europa die Intimacy Practitioners Guild, sowie BECTU in Großbritannien, und in Amerika natürlich die sehr starke Gewerkschaft SAG-Aftra.

FD:  Es gibt kleinere Netzwerke, aber im deutschsprachigen Raum neben dem BIK keine weiteren Verbände, nein.

Ausblick:

Im kommenden Jahr findet während der Berlinale 2024 (15.-25.02.) die zweite International Conference for Intimacy Coordination (die ICIC 2024) statt. Die Konferenz ist für Theater-, Film- und Kunstschaffende insgesamt interessant, die mehr über die Themen szenische und simulierte Intimität und konsensuelles Arbeiten wissen möchten. Neben den beiden Haupttagen, welche der BIK mit einem internationalen Team kuratieren und ausrichten wird, sind öffentliche Veranstaltungen mit anderen Berufsverbänden, Netzwerken und Institutionen zum Thema IK geplant. So soll die Intimitätskoordination in ihrem Facettenreichtum im Bewusstsein der Künstler:innen und Produzierenden verankert werden. Denn neben dem Aspekt des Arbeitsschutzes vor sexuellem Missbrauch, kann Intimitätskoordination auch als demokratisches Werkzeug gesehen werden, das gegen Machtmissbrauch, Machthierarchien, Stereotypisierung und für Vielfalt, Diversität und Anti-Diskriminierung steht.

Berufsverband Intimitätskoordination und Kampfchoreographie e.V. (BIK)

Das Gespräch führte Constanze Kreusch von der ZAV-Künstlervermittlung Hamburg.