Am 3. Dezember ist Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung

Die ZAV-Künstlervermittlung freut sich anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung zwei tolle Künstlerinnen vorstellen zu dürfen, die selbstbewusst und selbstverständlich mit ihrer Behinderung umgehen.

Hände

Rebecca Brunner und Kim Moquenco erinnern uns an die besondere Schönheit im Anderssein und daran Inklusion nicht nur einmal im Jahr zu zelebrieren, sondern Künstler*innen mit Behinderung selbstverständlich in Kultur- und Kreativwirtschaft zu beschäftigen und sie sichtbar zu machen.
Die ZAV-Künstlervermittlung unterstützt, wo sie kann!

Die ZAV-Künstlervermittlung als eine besondere Dienststelle der Bundesagentur für Arbeit ist seit vielen Jahren Akteurin im Netzwerk Charta der Vielfalt. Die Umsetzung hat zum Ziel, eine Teamkultur zu schaffen, die frei von Vorurteilen ist. Alle erfahren die gleiche Wertschätzung – unabhängig von Geschlecht und geschlechtlicher Identität, sexueller Orientierung, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung oder Alter. Die Anerkennung und Förderung dieser vielfältigen Potenziale stärkt Demokratieverständnis und letztlich auch den wirtschaftlichen Erfolg aller Beteiligten.

Am 3. Dezember jährt sich wieder der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung. Die Situation für professionelle Künstler*innen mit Behinderung ist noch lange nicht gut. Es gibt zwar eine Vielzahl von inklusiven Kulturprojekten und Einrichtungen, die anerkannt sind und erfreulicherweise auch immer wieder wohlwollende Erwähnung finden.Trotzdem haben diese Initiativen wenig mit einem selbstverständlichen Umgang mit Künstler*innen mit Behinderung zu tun. Meist werden Künstler*innen mit Behinderung in Kino, Film und TV nur besetzt, wenn die Behinderung zur Rolle gehört. Auch spielen Künstler*innen mit Behinderung in den zwar immer diverser werdenden Theater-Ensembles keine sichtbare Rolle. Glücklicherweise gibt es immer wieder Ausnahmen.
Vielfalt steht ganz weit oben auf der Agenda der ZAV-Künstlervermittlung. So ermuntern wir die LGBTQ-Community in unseren Beratungen zum Empowerment und zu Sichtbarkeit der eigenen Identität. Auch die Besetzung von People of Color (PoC) wird in der Branche selbstverständlicher. Wir haben sehr viele LGBTQ+ und PoC in unserem Portfolio. Leider gibt es bislang in der ZAV-Künstlervermittlung bundesweit zu wenig Künstler*innen mit Behinderung. Und das wollen wir unbedingt ändern!

Rebecca Brunner und Kim Moquenco Rebecca Brunner und Kim Moquenco

Bei den Models in unserer Sparte Werbung sieht das etwas besser aus – auch dank engagierter Künstlerinnen wie Kim Moquenco und Rebecca Brenner, die selbstbewusst ihren künstlerischen Beruf ausüben, anderen Menschen mit Behinderung Mut machen, aber vor allem auch zeigen, dass Vielfalt normal ist, dass Anderssein normal ist, dass Versehrtheit schön sein kann. Beide leisten ihren Beitrag, tradierte Sehgewohnheiten zu reflektieren. Mit jedem Engagement stellen sie infrage, was „normal“ ist.
Beide Künstlerinnen haben wir einzeln interviewt, denn Kim lebt und arbeitet in München, Rebecca in Wien. Beide sind Künstlerinnen der ZAV-Künstlervermittlung und arbeiten als Model, Moderatorin und Schauspielerin.

ZAV-Künstlervermittlung: Seit wann arbeitest Du als Model, Moderatorin und Schauspielerin?
Kim Moquenco:
Ich habe vor gut zehn Jahren angefangen als Model vor der Kamera zu stehen. Stück für Stück bin ich dann zu Moderation und letztendlich auch zur Schauspielerei gekommen. 
Rebecca Brunner: Seit ungefähr zwei Jahren nun schon, macht mir auch immer noch total viel Spaß!

ZAV-Künstlervermittlung: Ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung notwendig? Erhältst Du rund um diesen Tag mehr Aufträge?
Kim
: Ein ganz klares Ja! Dieser Tag ist mehr als notwendig. Natürlich sollte jeden Tag auf die Rechte und Belange von Menschen mit Behinderung geschaut werden. Da dies jedoch nicht die Realität ist, ist es notwendig an solchen Tagen besonders darauf aufmerksam zu machen und Bilanz zu ziehen. Ehrlich gesagt, kann ich nicht wirklich erkennen, dass ich rund um den Tag mehr Aufträge erhalte. Im Gegenteil, ich bekomme mehr Interviewanfragen, etc. die dann eben unentgeltlich gemacht werden sollen. Heisst, ich soll mit meiner Expertise etwas zum Thema dazugeben, aber bitte kostenlos. So sieht keine Inklusion aus. Es wird von mir verlangt, dass ich kostenlose Aufklärungsarbeit leiste!
Rebecca: Ich finde den Tag super wichtig, alleine, um mal aktiv darauf aufmerksam zu machen und für Aufklärung zu sorgen. Ich finde es schön, wie viele Leute sich Gedanken zu diesem Tag machen.

ZAV-Künstlervermittlung: Möchtest Du als Künstlerin mit Behinderung eine besondere Botschaft vermitteln?
Kim:
Als ich angefangen habe vor der Kamera zu stehen, war es mein klares Ziel, mehr Menschen mit Behinderung in den Medien zu sehen. Ich wollte ein Gesicht davon sein. Jahre später hat sich leider immer noch viel zu wenig getan. Klar, unsere Medienwelt ist diverser geworden, die Menschen mit Behinderung vermisse ich jedoch immer noch sehr stark. Mittlerweile würde ich gerne einfach nur gebucht werden für Jobs, bei denen meine Behinderung gar keine Rolle mehr spielt. Eine Schauspielerin zum Beispiel, die keine Rolle spielt, die sie auf ihre Behinderung reduziert oder sie eine klassische Opfer-Haltung einnimmt. 
Rebecca: Und ich will zeigen, dass die Behinderung keine Einschränkung ist, weder was meine Ziele noch meine Träume betrifft.

ZAV-Künstlervermittlung: Wie könnte Deiner Meinung nach Empowerment im Bereich Inklusion aussehen?
Kim: Ich denke Empowerment muss auch immer von außerhalb der Betroffenen-Gruppe kommen, also von Allies (Redaktion: Unterstützenden). Ich denke, indem man Menschen mit Behinderung in den Medien zeigt, ist schon viel getan.
Rebecca: Empowerment ist für mich "jeden mit einzubeziehen" und zu zeigen, dass jeder perfekt ist, so wie er ist. Vor allem im Werbebereich finde ich diese Diversität super wichtig.

ZAV-Künstlervermittlung: Profitiert Du von Bewegungen, wie #metoo, etc. also von „öffentlichen“ Empowerment-Bewegungen?
Kim: Ja, das tue ich. Ich denke aber, dass da auch viel "Greenwashing" dabei ist und dies ist mir durchaus bewusst. Viele Unternehmen schreiben sich nun Diversity auf die Fahne. Ob sie es wirklich ernst meinen, da bin ich mir nicht so sicher. Aber solange es langfristig zu einer neuen Ansicht führt, bin ich gerne dabei.
Rebecca: Was ich am schönsten bei solchen Bewegungen finde, ist das Gefühl von Zusammenhalt. Es zeigt einem, dass man nicht alleine ist,

ZAV-Künstlervermittlung: In zahlreichen Shows und Kampagnen werden Models mit sichtbarer Behinderung zunehmend gebucht. Stehen diese für gelebte Inklusion oder ist das nur ein Trend?
Kim:
Ich denke leider, dass es für viele ein Trend ist, aber es wird hoffentlich auch dazu führen, dass generell mehr Menschen mit Behinderung mitgedacht werden und in unserer Gesellschaft mehr Sichtbarkeit geschaffen wird.
Rebecca: Ich hoffe sehr, dass diese Veränderung bleibt, ich finde, es ist wichtig dieses Thema auch öffentlich aufzugreifen und allen die gleiche Chance zu geben. Noch dazu ist es super motivierend mal nicht immer nur perfekte Körper in Kampagnen zu sehen.

ZAV-Künstlervermittlung: Was glaubst Du, wie weit geht die aktuelle gesellschaftliche Akzeptanz von Inklusion? Bewegt sich etwas?
Kim:
Ich denke es bewegt sich was, aber leider noch viel zu langsam. Die USA zum Beispiel sind uns meilenweit voran. Hier werden Rollen mit Menschen mit Behinderung besetzt und die Behinderung spielt wirklich keine Rolle. Deutschland zeichnet in den Medien noch ein veraltetes Bild von Menschen mit Behinderung, das aber längst nicht mehr der Realität entspricht.
Rebecca: Auf jeden Fall. Die Gesellschaft geht sensibler mit dem Thema um und viele sind auch sehr offen dafür, mehr über diese Themen zu erfahren. Ich kann mir auch vorstellen, dass es für viele sehr schön wäre, neue und verschiedene Menschen in Kampagnen zu entdecken.

ZAV-Künstlervermittlung: Die Teams, mit denen Du zusammenarbeitest, geben sicher immer ihr Bestes. Dennoch: Was würdest Du aus Deiner Sicht am Set verbessern?
Kim: Ich habe eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht. Die Teams, die sich mit Diversity beschäftigen, haben soweit auch ihre Hausaufgaben gemacht.
Rebecca: Ich war immer sehr zufrieden. Manchmal würde ich mir wünschen, nicht direkt nur auf die Beeinträchtigung reduziert zu werden.

ZAV-Künstlervermittlung: In den Sozialen Medien werden unsere Sehgewohnheiten durch Photoshop, etc. extrem manipuliert. Influencer*innen/Creater*innen sehen aus, wie ihre eigenen Avatare, Versehrtheit wird wegretuschiert. Was löst das bei Dir aus?
Kim: Ich benutze gezielt keine Filter in Social Media, weil ich nicht Teil einer solchen Bewegung sein möchte. Denn ich merke an mir selbst, dass es mich manchmal fragend zurücklässt, ob ich richtig bin, so wie ich bin und mich vergleiche. Ich bin genug gefestigt, um zu wissen, dass das nicht die Realität ist. Doch ich mag mir nicht ausmalen, was das besonders für junge Mädels bedeuten kann und wie gefährlich das ist.
Rebecca: Ich achte da mittlerweile gar nicht mehr so krass darauf. Ich finde sowieso, dass man sich nie mit anderen vergleichen sollte. Aber an sich, finde ich es schade, dass man auf Social Media das Gefühl hat, man müsste sich retuschieren, um gut genug zu sein.

ZAV-Künstlervermittlung: Was wünschst Du Dir am Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung von Deiner ZAV-Künstlervermittlung?
Kim: Dass es nicht nur ein Tag oder Monat ist, wo das Thema eine größere Aufmerksamkeit bekommt, sondern das ganze Jahr über darauf hingearbeitet wird, das Thema noch präsenter zu machen, immer wieder aktiv anzustoßen und zu kommunizieren.
Rebecca: Beiträge, die zeigen, dass eine Behinderung keine Einschränkung ist.

ZAV-Künstlervermittlung: Liebe Kim, liebe Rebecca, vielen Dank, dass Ihr so offen seid und Eure Gedanken mit uns teilt.
Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit und wünschen Euch viel Erfolg!